Wir trauern um unseren Heimatfreund Erhard Gertler der am 8.12.21 verstorben ist.
Nun müssen wir Abschied nehmen von einem Menschen, der für die Grafschaft Glatz gelebt hat. In seinen unzähligen Mundart-Gedichten, aber auch in hochdeutscher Sprache hat er viel Besinnliches und zum Nachdenken geschrieben. Aber die Grafschafter Mundart, das „Pauersch“, lag ihm ganz besonders am Herzen. So ist unter seiner Mitwirkung das Mundart-Buch der Grafschaft Glatz entstanden, mit der Mundartgruppe wurden Schallplatten und Kassetten besprochen damit auch wir, die Kinder und Enkel der Erlebnisgeneration mit dieser Sprache vertraut wurden. Für den Grafschafter Boten stellte er in den letzten Jahren das „Häämtebärnla“ zusammen, damit die von allen geliebte Grafschaft Glatz und ihre Traditionen nicht vergessen werden.
Auch für die Gabersdorfer warst du immer zur Stelle. Mit Paul Vogel und deinem Bruder Erich hast du die Gabersdorfer Chronik herausgegeben und bei Fahrten in die Grafschaft Glatz warst du Reiseleiter. Auch für die Internetseite der Gabersdorfer hast du viel Zeit investiert. Die Heimattreffen hast du durch Geschichten und Gedichte, die lebhaft von dir vorgetragen wurden, zum Gelingen beigetragen. Wir danken dir für die Unterstützung, die wir immer bei dir gefunden haben.
Im März 2019 wurdest du mit dem Ehrenzeichen „Glatzer Rose“ ausgezeichnet.
Wir, die Gabersdorfer Heimatgemeinschaft, danken für diesen Einsatz.
Unser aufrichtiges Mitgefühl gilt deiner Frau Margarete, die dir immer den Rücken gestärkt hat und deinen Angehörigen.
Reinhard Schmidt
Berichterstatter Gabersdorf
Wie es war und wie es ist
Es ist unser Heimatdorf in der Grafschaft Glatz in Schlesien, das heute zu Polen gehört.
Gabersdorf hatte 1300 Einwohner.
Es war 2014 ha groß und lag 400 m ü. M. 1342 ist es erstmals als Gewartsdorf erwähnt.
Als typisches Straßendorf bekannt, hatte 4 Güter, die dem Grafen von Magnis gehörten:
Den Alten Hof, Schloßhof, Joachimhof, so wie den Neuhof. Mitten im Ort stand eine Staupsäule.
Nach alten Aufzeichnungen ist diese am 15. Juni 1362 aufgestellt worden.
Im Jahre 1946 wurden alle Einwohner vertrieben.
Der größte Teil fand eine neue Heimat im Westen Deutschlands, ein weiterer Teil in Mitteldeutschland.
In den vergangenen Jahren fanden im Rhytmus von 2 Jahren Heimattreffen in Detmold und Schlangen statt.
Gabersdorf heißt heute Wojborz.
U n s e r e H e i m a t k i r c h e S t . G e o r g,
v o r 7 5 J a h r e n
Rechts sehen wir den Mittelpunkt mit der St. Georgskirche, daneben den Pfarrhof. Der Giebel ganz links zeigt einen Teil der Schule. Dahinter, zwischen den Bäumen, führt die Straße, am Sportplatz vorbei, nach Wiltsch.
Im Mittelpunkt befanden sich: Zwei Fleischereien, zwei Bäckereien, drei Gastwirtschaften, vier Lebensmittelgeschäfte, ein Friseur, das Postamt, die Spar-kasse, das Gemeindebüro, mit dem Gendarm.
In das Haus der Gemeinde zog am 15. 1. 1928 Arzt ein, und der Polizist bekam später sein Domizil etwas weiter weg vom Gemeindebüro.
Ferner gab es das Feuerwehrhaus, eine Schmiede, einen Stellmacher, einen Tischler, im näheren Umkreis waren ein Schneider, ein Schuhmacher, weitere Handwerker verteilten sich im Ober- und Niederdorf.
Ganz rechts längsseits, mit rotem Dach der Bauernhof Siegel, daneben das Schwesternhaus, es lag am beginnenden, sogenannten Alten-, bzw. auch Abrahamshof.
Dort befand sich ein großer Karpfenteich, mit dessen Wasser eine Sägemühle betrieben wurde.
Der Teich war künstlich angelegt und wurde vom Dorfbach, der Scherenze, (für uns war es die Baache) gespeist.
Die Baache (der Dorfbach) besteht aus zwei Teilen.
Der erste Teil des Dorfbaches beginnt unter dem Hutberg (mundartlich Hupprich), fließt als normaler Bach im Oberdorf bis zum damaligen Hof Krusche.
Dort floß er nach Rothwaltersdorf. Dieser Bach wurde umgeleitet, um eine nicht mehr vorhandene Mühle zu betreiben. Wegen dieser Abgrabung des Wassers gab es einen großen Streit mit Rothwaltersdorf.
Man ließ danach nur noch ein kleines Rinnsal in das Nachbardorf fließen.
Dieser schließt sich dann, nahe dem einzelnen Gehöft (früher Menzel) dem sogenannten Grenzgraben (Graanzgroaba) an. Er bildet die Grenze zwischen Gabersdorf und Rothwaltersdorf, und außerdem auch die Grenze zwischen dem Kreise Glatz und dem Kreise Neurode, zu dem Rothwaltersdorf bereits gehörte.
Der Bach vom Oberdorf also schließt sich dann, bei der Riedelschmiede dem eigentlichen Dorfbach (der Scherenze) an. Er entspringt unterhalb dem Berg Koarsch, wie er mundartlich genannt wurde. Dieser aus zwei Teilen bestehende Dorfbach fließt vom Anfang des Oberdorfes (Hupprich) bis zum Fischerhau (mundartlich Fescherhaa) das gesamte Ober- und Niederdorf stets nahezu parallel neben der Dorfstraße herum beim Fischerhau in die Glatzer Neiße zu münden. Auch gab es eine Tanksäule im Mittelpunkt. Ebenso eine Busverbindung vom Mittelpunkt aus (dem Kreis/mundartlich "daam Krääse") nach der etwa 12 Kilometer entfernten Kreisstadt Glatz.
In der Bevölkerung herrschte ein reges Vereinsleben. Vom Turnverein, Radsportverein, Fußballverein über Theaterverein, Freiwillige Feuerwehr und
mehr.
Über das kirchliche Leben wird auf einer besonderen Seite
berichtet.
Mei Häämtedärfla
Bilder aus dem Mittelpunkt von Gabersdorf
Gaberschdroff, mei Häämtedärfla,
Endliech iech diech wiedersah,
Deine Felder, Wääje,Steijlan
Vum Hupprich bes zom Fescherhaa.
Rechts on links entlang der Baache,
Vertraute Häuser, Heefe
stiehn,
Lieber Gott, oa sechtam
Taage,
Tutt äm 's Hazze vu Frääda briehn.
On iech presch off oalla Steijlan
Emmer kroize on derquaar,
Iech doarchsteeber oalle Ecklan,
Ob iech woas vu frieher sah.
Freiliech, freiliech, of die Dauer,
Ändert moanches siech gewieß,
Doch befällt miech leichte Trauer,
Weil's doch meine Häämte ies.
Erhard Gertler
(Geschrieben bei dem Ersten Besuch
nach der Vertreibung in der Heimat, unter dem Eindruck sichtbarer Veränderungen)